Künstler

Hans Kotter

* 1966 Mühldorf am Inn,
   lebt und arbeitet in Berlin

 

Den Raum neu definieren
Die lichtbasierten Arbeiten von Hans Kotter weisen ein Pluriversum an optischen Möglichkeiten auf, die die Grenzen des Raumes aufbrechen und ihn auf materieller und immaterieller Basis erweitern. Kotter erzeugt durch seine Objekte illusionäre Welten, die nicht nur die physikalische Dimension von Licht ausloten, sondern in technisch ausdifferenzierten Materialkombinationen die Wahrnehmung der BetrachterInnen steuern.

Jedes von Kotters Kunstwerken versucht, nicht nur den gegebenen Umraum sowie vor allem auch den Innenraum des jeweiligen Objektes neu zu definieren und auf Basis lichtgenerierter Strukturen zu verändern. Lichtkörper werden zu Raumkörper, die als Chimären die technischen Bedingungen an die Vorstellbarkeitsgrenzen des Sichtbaren drängen und die jeweiligen Kunstwerke zu wissenschaftlich durchdachten Apparaturen werden lassen. Kotter übernimmt dadurch die Definitionsmacht über den jeweiligen Raum und die ihm zugrunde liegenden Parameter, bei denen Licht als Ausgangspunkt einer künstlerisch analytischen Raumberechnung dient. Der Künstler überführt Momente der elektromagnetischen Strahlung in das Sichtbarkeitsfeld des menschlichen Auges und fordert dieses zur Überprüfung von meist nur schwer kalkulierbaren Formationen visueller Darstellungsmodi heraus.

Kunst und Wissenschaft dienen hier als symbiotisches Moment eines Realitätstransfers, der technisch begründet ist und Wirklichkeit in unterschiedliche Möglichkeitsformate überführt. Welche Versuchsanordnungen sich in Kotters Lichtobjekten erproben lassen, zeigen die Resultate, bei denen das Experiment in ein künstlerisches Patent umgewandelt wird. Die jüngsten Objekte zeugen vor allem von einer Auseinandersetzung mit Formationen von „weißem“ Licht. Obwohl in der Praxis nicht wirklich realisierbar, so können zumindest Nuancen unterschiedlicher Farbtemperaturen und Gradierungen von Weiß wahrgenommen werden. LED-Lichter, Leuchtstoffröhren, Glas, Plexi, Spiegel, Metall und andere Materialien dienen Kotter als Grundlage für die Entstehung seiner lichtkünstlerischen Welten, die stets unterschiedliche Gestalt annehmen und in ihrer Referenz alle nur denkbaren Umgangsformen mit Licht erproben. Dabei definiert und erprobt der Künstler immer wieder neue Raumlagen, die bei einer der jüngsten Arbeiten eine exakte Positionierung des Objekts und seiner Teile erforderlich machen.

Wenn eine allgemein gültige Aussage über die Werke Kotters getroffen werden soll, dann fällt es schwer, diese in ein Schema einzuordnen, da ihre Erscheinungsform und technische Ausführung immer wieder neue Bild- und Denkräume eröffnen. Ob in einem Wechselspiel aus Farbe oder einer schwarz-weiß Ästhetik mit Fokus auf eine Schattenwirkung, das Ergebnis verblüfft in dem was künstlerisch denkbar und technisch machbar ist. Ob subtil und versteckt in einer Nische an der Wand, von der Decke hängend, überbordend den Raum einnehmend oder nahezu sprengend, Kotters Objekte bilden Lichtskulpturen, die das Potential unerwarteter Erscheinungsbilder in sich tragen, die Momenten der Vergänglichkeit ausgesetzt werden können oder in einer rhythmisierten Darstellungsabfolge konsistent ihre Gestalt wechseln. Repetition und Stillstand, Big Bang oder schwarzes Loch, alles ist möglich, alles bleibt offen.

Werke des Künstlers

Hans Kotter

Colour Code, 2021

Edelstahl poliert, Slide, Plexiglas, LED-Farbwechsel, Fernbedienung
210 x 13 x 13 cm
Edition: No (unique color code)

Hans Kotter

Cliffs, 2021

Metal, LED, DMX-Controller and Plexiglas
130 cm x 85 cm
Edition: 2+1 AP (02)

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