Andy Warhol

*1928 Pittsburgh
† 1987 New York

„Ich wollte nichts malen. Ich suchte nach etwas, das die Essenz von Nichts war, und das war es.“

Der Maler, Graphiker und Filmemacher Andy Warhol ist einer der Hauptvertreter der amerikanischen Pop Art und war schon zu Lebzeiten eine Legende. Mit seiner Auffassung von Kunst und Ästhetik hat er die Kunstwelt in seinen Bann gezogen und polarisiert und die Grenzen von Kunst neu definiert. Warhol hinterließ ein umfangreiches Gesamtwerk und hat die Kunstszene entscheidend geprägt. Aktuell waren seine Themen wie Konsum, Starkult, Homosexualität, Subkultur, Polizeigewalt, Rassismus oder Migration damals wie heute.

Andrej Varhola, amerikanischer Bürger, tschechischer Abstammung, wird 1928 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren.

Pittsburgh war als Sitz des Oberbischofs ein Sammelpunkt der russinischen Gemeinschaft. So konnte die Familie Varhola, der Familienname wurde später zu Warhola anglisiert, den Glauben der russinischen Kirche, die den Papst in Rom als Oberhaupt anerkennt und gleichzeitig der Liturgie der byzantinischen Kirche folgt, in der neuen Heimat pflegen. Schon in jungen Jahren war Warhol sowohl von den religiösen Motiven als auch dem Glamour Hollywoods fasziniert.

Warhol hat ein besonders enges Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn umsorgt, als er im Alter von acht Jahren erkrankt und mehrere Monate ans Bett gefesselt ist. Sie beschäftigt ihn mit Zeichnen und Basteln, kauft ihm Comics und Ausschneidefiguren. Früh erkennt sie seine Begabung und ermöglicht ihm, an kostenlosen Kunstkursen im Carnegie Institute in Pittsburgh teilzunehmen. Als der Vater 1942 stirbt, vermacht er seinem jüngsten Sohn seine Ersparnisse, damit dieser aufs College gehen und Graphikdesign studieren kann.

Shoe, 1955 (Zeichnung publiziert in Harper‘s Bazaar)
Pinsel und schwarze Tinte mit weißen Gouache Zusätzen auf cremefarbenem Papier,
35,5 x 27,8 cm, Unikat

Warhol absolviert zunächst eine Lehre als Schaufensterdekorateur, bevor er von 1945-49 Kunstgeschichte, Pictorial Design, Soziologie und Psychologie am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh studiert.

1949 geht er nach New York und nennt sich fortan Andy Warhol. Seine Mutter zieht drei Jahre später zu ihm und lebt bis kurz vor ihrem Tod 1972 mit ihm zusammen.


Bis 1960 arbeitet er erfolgreich als Werbegraphiker. 1956 soll für ihn von besonderer Bedeutung werden. Er unternimmt eine Weltreise, die ihn unter anderem nach Italien führt, wo ihn vor allem Florenz mit seinen Renaissance Kunstwerken beeindruckt und seine künstlerischen Ambitionen bestärkt. In diesem Jahr auch wird er mit dem renommierten „Thirty Fifth Annual Art Direktors’ Club Award“ ausgezeichnet. Das Museum of Modern Art lädt ihn zu einer Teilnahme an einer Ausstellung mit „Neuesten Zeichnungen der USA“ ein. Ende der 50er Jahre konzentriert er sich auf Malerei und künstlerische Graphik, arbeitet als freiberuflicher Werbegraphiker für Modemagazine, als Illustrator und Schaufenstergestalter und zählt zu den bestbezahlten Graphikdesignern in Manhattan.

Seine erste Einzelausstellung hat er 1952 in der Hugo Gallery, New York. 1962 nimmt er an der legendären Gruppenausstellung „New Realists“ in der Sidney Janis Gallery in New York teil, ihr folgen 1965 und 1966 Einladungen der Galerie M.E. Thelen in Essen, 1965 der Galerie Ileana Sonnabend, Paris. 1966 zeigt ihn die Galerie Hans Neuendorf in Hamburg, 1967 die Galerie Zwirner in Köln, 1968 das Stedelijk Museum in Amsterdam, 1969 die Nationalgalerie in Berlin und viele Galerien und Museen folgen. 1968, 1977 und 1982 nimmt er an der documenta teil.

Im August 1962 beginnt er mit den Siebdrucken. Es entstehen die ersten Serien mit Campbells Suppendosen und Coca-Cola Flaschen sowie Siebdrucke mit dem Motiv der Dollarnoten.

Die im Siebdruck bedruckten Holz- und Kartonkisten, Nachbildungen kommerzieller Verpackungen, folgen, des Weiteren Blumenbilder, Porträts berühmter Persönlichkeiten (Mao, Jimmy Carter, Lenin, Mohammed Ali, Albert Einstein, Franz Kafka, Gertrude Stein, Sigmund Freud u.a.), die Stars des Films (Marilyn, Liz Taylor, Elvis Presley, Marlon Brando u.a.), der Kunstwelt (Mona Lisa, Robert Rauschenberg, Joseph Beuys, Ludwig van Beethoven, Mick Jagger, Leo Castelli, Händler, Sammler, Selbstporträts). Es entstehen Serien mit Todes- und Katastrophenbildern (Flugzeugabstürze, Verkehrsunfälle, Kriminalität, Atombombenexplosionen, Elektrischer Stuhl), bewusst in der schlechten Bildqualität des Zeitungsdrucks hergestellt, Tierporträts, Abbilder von Denkmälern und berühmten Gebäuden, Alltagsgegenstände.

Weltberühmt wird das Bild „Marilyn Diptych“, für das Andy Warhol ein Szenenfoto aus dem Film „Niagara“ mit Marilyn Monroe als Vorlage nutzt. In verschiedenen Farbvariationen erstellt es der Künstler immer neu. Das Motiv steht bis heute als Symbol für die Pop Art und ihren berühmten Vertreter.

Damals begegnet man seinen Arbeiten zunächst mit völligem Unverständnis. Bei einer ersten Präsentation finden sich gerade einmal fünf Käufer, darunter der Schauspieler Dennis Hopper. Seit 1965 jedoch werden sie als Sensation auf dem Kunstmarkt gefeiert. Innerhalb kurzer Zeit wird er zu einer einflussreichen Gestalt der Pop Art und verkörpert den Star neuen Typs.

Queen Elizabeth II of the United Kingdom, 1985. Siebdruck, 100 x 80 cm, Edition: 40 (unsign. Ex. außerhalb der Edit.), Provenienz: Nachl. George Mulder (Vlg.)
You´re In, 1967
Sprühfarbe auf Coca-Cola Glasflasche
20,3 x 5,7 x 5,7 cm
Unikat

Ein wichtiger Teil von Warhols Berühmtheit ist die sogenannte Factory

Als er 1963 sein Atelier dorthin verlegt, wird es zum Treffpunkt für Möchtegerne und alles was Rang und Namen hat. Zunächst ein mit silberfarbener Folie drapiertes Studio mitten in Manhattan, wird es ein experimentelles Kunststudio und sozialer Raum zugleich.

Ab 1963 verwirklicht er dort seine zweite Leidenschaft: das Filmen. Er dreht seine ersten Filme mit einer neu gekauften Bolex-Kamera. Er macht Filmaufnahmen von Mick Jagger, Bob Dylan, Marcel Duchamp, Salvador Dalí u.a. Ab 1965 beginnt er mit Video zu experimentieren. Heute gelten Warhols Filme als Avantgarde-Kinoklassiker. Fast 600 Filme und circa 2.500 Videos entstehen.

Ab 1966 arbeitet Andy Warhol mit der Rockband „Velvet Underground“. Die Live-Auftritte sind legendär. Als Fotograf ist Andy Warhol unermüdlich, auch als Buchautor versucht er sich.

Nach dem Attentat durch die radikale Frauenrechtlerin Valerie im Jahr 1968, bei dem Warhol lebensgefährlich verletzt wird, ändert sich sein Lebensstil und das Werk des Künstlers. Die Folgen des Attentats beeinträchtigen seine körperliche Gesundheit und seine psychische Verfassung für immer. Die Politik der offenen Tür in der Factory hat ein Ende.

Als 1972 seine Mutter stirbt, bleibt Warhol den Trauerfeierlichkeiten fern. Dies sagt wenig über das enge Verhältnis zu seiner geliebten Mutter aus, aber viel über sein eigenes angstbesetztes Verhältnis zum Thema Tod und Sterben aus.

Er beginnt, mit neuen Techniken und Ausdrucksformen zu experimentieren. Um 1978 entstehen die „Piss Paintings“ (mit Urin durch Oxidation auf Kupferfarbe,) mit Diamantstaub („Josef Beuys“ 1980; „Cologne Cathedral“ 1985).

1984 arbeitet er gemeinsam an Projekten mit den Künstlern Jean-Michel Basquiat und Franceso Clemente.

Vor seinem Tod im Jahr 1987 adaptiert Andy Warhol „The Last Supper“ von Leonardo da Vinci. In seiner letzten Serie verwendet Warhol noch einmal alles, was charakteristisch für sein Werk ist: die Aneignung eines fremden Motivs, die aus der Warenwelt importierte Farbgebung, die monochromen Siebdrucke, die Wiederholungen.

Am 22.2.1987 stirbt er in New York. Auf einem Friedhof der Byzantinisch-Katholischen Kirche in Pittsburgh, seinem Geburtsort, wird er begraben.

Andy Warhol ist in allen bedeutenden Museen und Sammlungen weltweit vertreten, u.a.

Andy Warhol Museum Pittsburgh
Getty Center Los Angeles
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Washington D.C.
Los Angeles County Museum of Art
MCA Museum of Contemporary Art Chicago
Metropolitan Museum of Art New York
Museum of Modern Art New York
MCA Museum of Contemporary Art Chicago

Honolulu Musem of Art
MCA,Sydney
Yokohama Museum of Art
Hara Museum of Contemporary Art Tokio

Fondation Beyeler Riehen/Basel
Guggenheim Bilbao
Kunsthaus Zürich
Ludwig Museum St. Petersburg
MUMOK Wien
Stedelijk Museum Amsterdam
Tate Modern London

Hamburger Kunsthalle
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf
Museum Brandhorst München
Museum Frieder Burda Baden Baden
Museum für Moderne Kunst Frankfurt
Museum Ludwig, Köln
Pinakothek der Moderne München