Robert Indiana

* 1928 New Castle, Indiana
† 2018 Vinalhaven, Maine

“I propose to be an American painter,
not an internationalist speaking some glib visual Esperanto;
possibly I intend to be a Yankee.

Der Maler, Graphiker, Bildhauer und Dichter Robert Indiana bezeichnete sich selbst als „American Painter of Signs“, als amerikanischen Maler von Zeichen.

Die kommerzielle Kultur der USA mit ihren Werbeplakaten und Konsumgüterlogos, ihren modernen Mythen und Träumen war Robert Indiana seit Ende der 1950er Jahre Quelle der Inspiration. Aus ihr kreierte er eine singuläre Bildsprache, die sich aus einfachen Elementen zusammensetze. Geometrische Zeichen, Buchstaben und Zahlen wurden in immer neuen und anderen Kombinationen variiert.

Indianas „Zeichenbilder“ greifen die signalhafte Bildsprache der Werbung auf und verbinden sich mit den Ausdrucksmitteln amerikanischer Kunst der 20er Jahre. Ihre erstaunliche Einfachheit und die Reduzierung auf das Wesentliche sind so einprägsam wie sie auch mehrdeutig bleiben. Seine Arbeiten wurden zu Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Robert Indiana wird am 13. September 1928 in New Castle, Indiana als Robert Clark geboren. 1942 zieht er zu seinem Stiefvater nach Indianapolis, um an der Arsenal Technical High School zu studieren. 1946 tritt er freiwillig in den Dienst der Air Force, um eine Ausbildung zu bekommen, und besucht nebenbei Kunstseminare. Im Herbst 1949 immatrikuliert er sich für ein vierjähriges Studium an der School of the Art Institute in Chicago und erhält 1953 ein Stipendium an der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Maine. Er besucht Sommerkurse und lernt Alex Katz kennen. An der Universität von Edinburgh erwirbt er einen Abschluss in den Fächern Botanik, Englische Literatur und Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Schon früh interessiert ihn neben der bildenden Kunst immer auch das geschriebene Wort. Er verfasst Gedichte, die er auf der Schreibmaschine tippt und mit eigenen Illustrationen versieht, womit sich die später für Robert Indiana so charakteristische Verschmelzung von Wort und Bild bereits abzeichnet.

1954 zieht er nach New York City, arbeitet als Verkäufer in einer Kunsthandlung und lernt Künstler der Pop Art, darunter Ellsworth Kelly, James Rosenquist und Cy Twombly, kennen. Er bezieht ein Atelier am Coenties Slip am Lower East River, einer vergessenen Gasse an der Südspitze von Manhattan.

Auch Agnes Martin, Jack Youngerman, Ann Wilson, Charles Hinman und Fred Mitchell wohnen hier. In ihrer Ablehnung des gestischen Abstrakten Expressionismus sind sie vereint.

Besonders Ellsworth Kelly, mit dem er zusammenlebt, regt Robert Indiana maßgeblich an, dem Weg der Hard-Edge-Malerei zu folgen. Assemblagen, die sogenannten Herms und die Orb-Bilder entstehen.

1959 ändert er seinen Namen und nennt sich fortan nach dem US-Bundesstaat, in dem er zur Welt kam, Indiana.

1960 macht er eine zukunftsweisende Entdeckung: In alten Lagerhallen und in verlassenen Lofts findet er Metallschablonen, wie sie zur Beschriftung von Transportkisten, Frachtern und Transportern verwendet wurden und kreiert daraus die schablonenhafte Schrift als Leitmotiv seiner Kunst.

Als Alfred Barr 1961 The American Dream 1 für das Museum of Modern Art kauft, beginnt Indianas Karriere.

1963 lernt er in der Stable Gallery Andy Warhol kennen und wirkt bei dessen Filmen mit.

1966 entstehen Indianas erste Siebdrucke. Die stilsichere Verbindung von Typographie und geometrischen Farbflächen, die leuchtende Farbigkeit ohne trennende Konturen, so dass die Farbflächen unmittelbar gegeneinanderstoßen, ist das, was seine graphische Kunst auszeichnet.

1962 nimmt Indiana an der Ausstellung „The New Realists“ der Sidney Janis Gallery in New York teil. Ihr folgen weitere in Den Haag (1964), in der Stable Gallery New York (1966), in der Galerie Schmela Düsseldorf (1966), im Stedelijk van Abbemuseum in Eindhoven und im Museum Haus Lange in Krefeld (1966). 1968 folgt die documenta IV. 1992 folgen Ausstellungen im Museum Ludwig Köln, im Museo Reina Sofia Madrid und im Museum of Fine Arts Montreal. 1997 stellt er im Rahmen der Ausstellung „Magie der Zahl in der Kunst des 20. Jahrhunderts“ in der Staatsgalerie Stuttgart aus.

Auf der 3. Biennale de sculpture in Monte Carlo ist er mit einer vier Meter großen Skulptur von LOVE vertreten.

1978 übersiedelt Indiana auf die ruhige Fischerinsel Vinalhaven. Vinalhaven ist schon damals eine Künstlerkolonie, die Indiana regelmäßig besucht. Der Legende nach zieht er dorthin, weil er von der New Yorker Kunstszene enttäuscht ist – laut eigener Aussage schlicht und ergreifend, weil sein Mietvertrag in der Bowery ausgelaufen war. Hier entstehen vor allem Assemblagen und Druckgraphiken.

„Manchmal braucht ein Gedicht nur ein einziges Wort – wenn der Dichter Robert Indiana heißt, ist das möglich.“

Seven, 1975.
Siebdruck, 100 x 65 cm, Edition: ca. 300 Ex.

Sein wohl bekanntestes Kunstwerk ist LOVE – eine quadratische Komposition, in der die Buchstaben L und O auf den Buchstaben V und E stehen und in den Farben Rot, Blau und Grün entstand. Ein „one-word-poem“, wie er es nannte.

Das Motiv entstand, als ihn das Museum of Modern Art New York 1964 mit der Gestaltung einer Weihnachtspostkarte beauftragte. Die Postkarte ist bis heute die am meisten verkaufte des Museums, und LOVE wurde eines der bekanntesten Bildmotive der Pop Art überhaupt. Inhaltlich reicht LOVE in Indianas Kindheit zurück. „God is Love“ stand in jeder amerikanischen Kirche geschrieben und wurde letztlich zur Quelle von LOVE. Der Künstler hat dies immer betont. LOVEhat die Welt erobert und ist bekannter als der Künstler selbst.

Als Martin Luther King 1968 einem Attentat zum Opfer fällt, widmet ihm Robert Indiana die schwarzweiße Version Love Rising / Black and White Love (For Martin Luther King),die im gleichen Jahr entstanden war.

Wenn LOVE die Ikone des 20. Jahrhunderts ist, hat Robert Indiana mit HOPE eine Ikone des 21. Jahrhunderts geschaffen. Seit den Anschlägen des 11. Septembers hatte er die Vorstellung, eine ähnlich aussagekräftige Skulptur für New York zu schaffen. Mit HOPEvon 2008 schenkte er der Stadt ein Symbol für die Hoffnung auf eine angst- und terrorfreie Zukunft. Für Barack Obama, Hoffnungsträger einer jungen Generation liberaler Amerikaner, schuf er mit HOPE ein einprägsames Sinnbild für das Versprechen einer neuen Politik.

Der internationale Hope-Day, der erstmals am 13. September 2014, dem Geburtstag des Künstlers, gefeiert wird, ließ die Skulptur weltweit zum Sinnbild werden.

erstmals am 13. September 2014, dem Geburtstag des Künstlers, gefeiert wird, ließ die Skulptur weltweit zum Sinnbild werden.

Aber auch andere Wörter und Zahlen gestaltet Indiana in plakativer und schablonenhafter Weise. Zahlen spielen in seinem Werk eine herausragende Rolle. Immer wieder hat er sich mit der Darstellung einzelner Ziffern befasst.

Neben seiner Tätigkeit als Maler und Bildhauer schuf Indiana eine bedeutende Anzahl von Druckgraphiken, darunter Mappenwerke in Zusammenarbeit mit anderen Dichtern und mit eigenen Texten, Plakate für die Eröffnung des New York State Theater, Lincoln Center (1964) und das Plakat für die Eröffnungsausstellung des Hirshhorn Museum of Art (1974). Er entwarf die Bühnenbilder und Kostüme für die Oper „The Mother of Us All“ von Virgil Thompson und Gertrude Stein. Die Oper wurde 1967 im Walker Art Center in Minneapolis aufgeführt und 1976 für die Santa Fe Opera zu Ehren der Zweihundertjahrfeier erweitert.

2013 veranstaltet das Whitney Museum of American Art die erste New Yorker Retrospektive des Künstlers „Robert Indiana: Beyond LOVE“, kuratiert von Barbara Haskell.

Indianas Kunstwerke waren und sind in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt zu sehen und befinden sich in bedeutenden privaten wie öffentlichen Sammlungen und Museen weltweit.

Am 19. Mai 2018 stirbt Robert Indiana in seinem Haus auf Vinalhaven.