Künstler

Edward & Nancy Kienholz

Edward Kienholz
* 1927 Fairfield, Washington
† 1994 Hope, Idaho

Nancy Kienholz (geb. Nancy Reddin)
* 1943 Los Angeles, Kalifornien
† 2019 Houston, Texas

 

„Adrenalingetränkter Zorn hat mich durch meine Arbeit getrieben.“
(Edward Kienholz)

 

Rebellisch, provokant und polarisierend hat das Kienholz’sche OEuvre seit seinen Anfängen Mitte der 1950er Jahre stets großes Aufsehen erregt: zunächst die Werke von Edward Kienholz allein, später die gemeinschaftlichen Projekte mit seiner Frau Nancy Reddin Kienholz.

Kaum verwunderlich, stehen doch Religion, Krieg, Tod, Sex und die abgründigen Seiten der Gesellschaft mit ihren sozialen Konflikten im Zentrum der Arbeit. Mit Themen wie das korrupte Verhalten amerikanischer Honoratioren, die Verderbtheit der Gesellschaft, die Ausbeutung von Frauen als bloße Sexualobjekte, der sexuellen Ausbeutung der Frau in der Prostitution, der unmenschlichen Behandlung der Alten und Kranken in psychiatrischen Anstalten, der Verelendung, Vereinsamung und Verarmung der Armen und vieler Kriegsveteranen, dem Missbrauch politischer Macht, der Rolle der Medien oder den Auswirkungen von ethnischen Konflikten legen sie den Finger auf Bruchstellen der westlichen Gesellschaften, die bis heute kaum gekittet worden sind und dem Werk Aktualität verleihen.

Nancy und Edward Kienholz lernten sich 1972 auf einer Party in Nancys Elternhaus kennen und arbeiteten seitdem als Künstlerduo zusammen. Nancy, die ausgebildete Fotojournalistin war, fand in den Installationen Platz für ihre Fotografie und bemühte sich verstärkt um feministische Themen. Edward Kienholz, der bereits ein bekannter Künstler war, als er Nancy kennenlernte, fühlte sich von seiner fünften Ehefrau so in seinem Schaffen bereichert, dass er in den 80er-Jahren alle Werke seit 1972 auf ihre beiden Namen umwidmete. Was heute vielleicht als gönnerhafte Geste verstanden werden kann, war damals eine seltene Demonstration eines überwundenen Künstleregos.

Als Material für ihre Assemblagen, ihre raumgreifenden Environments und Installationen dienten ihnen hauptsächlich Alltagsgegenstände, Abgelegtes und Fundstücke, nach denen sie gezielt Trödelmärkte, Schrotthalden und Mülldeponien durchstöberten – oft ergänzt um Gipsabdrücke von Angehörigen und Freunden.

Ihre Vorgehensweise war absolut radikal – in der Kunstgeschichte hatte es etwas Vergleichbares in diesem Ausmaß nicht gegeben. Ungewohnt und ungewöhnlich tritt das Werk dem Betrachter entgegen, das in seinen Realismen dem Alltag so nahe ist und dennoch weit über ihn hinausweist. Zuviel war es für das biedere Amerika der 1960er Jahre, das die Werke als obszön empfand und dennoch, sich genüsslich an dem Skandal weidend, zu Tausenden eine erste große Ausstellung besuchte.

Nancy Reddin Kienholz und Edward Kienholz widersprachen den Forderungen des Konsumwahns, der Bigotterie und der Verklemmtheit, interessierten sich für alternative Wege, den Schmutz, die Ausgeschlossenen, die Randgruppen der Gesellschaft und formulierten Einsprüche gegen eine in ihren Augen enthemmte Konsumkultur.

Die Frage nach der Zeitlosigkeit oder gar Aktualität der Arbeiten ist leicht zu beantworten.

 

Werke des Künstlers

Edward & Nancy Kienholz

Bound Duck Black, 1991

Mixed-Media
170,2 x 99,1 x 25,4 cm
Edition: 25

Edward & Nancy Kienholz

Bound Duck White, 1991

Mixed-Media
170,2 x 99,1 x 25,4 cm
Edition: 25

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